Wer damit anfängt, Menschen zu fotografieren, wird zuerst folgenden Gedanken haben: Wie und wo finde ich ein passendes Modell, dass sich vor meine Kamera traut? Um es ganz kurz zu machen: Im Internet! Modelscouts sprechen in der Fußgängerzone natürlich potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten auch persönlich an. Wer damit allerdings keine Erfahrung hat und etwas zurückhaltender ist, sollte im Web auf sich aufmerksam machen. Dazu gibt es haufenweise Communities, in denen sich junge Mädchen und Herren tummeln, die gern fotografiert werden möchten. Die Model-Kartei, Stylished oder die Fotocommunity gehören zu den bekanntesten. Ich bin seit dem Beginn meiner Fotografie Mitglied in vielen dieser Plattformen und möchte euch in diesem Beitrag meine Erfahrungen mitteilen.
Modelsuche ausschreiben
Angefangen habe ich mit der Suche bei ebay Kleinanzeigen. Dort stellte ich ein paar Beispielbilder, die ich von Freunden gemacht hatte, ein und beschrieb kurz wer ich bin, was ich so mache und wen ich suche. Die Resonanz war recht groß, jedoch bewarben sich auch viele seltsame Leute bei mir, die ganz bestimmte Fotos machen wollten. Ihr wisst schon, was ich meine. 😛
Wichtig war mir dabei immer, dass ich nach oder besser schon bei der ersten Kontaktaufnahme aktuelle Polaroids mitgeschickt bekomme. So lässt sich im Vorfeld schon ein bisschen aussortieren.
Neben ebay gibt es viele auf die Fotografie spezialisierte Foren, in denen ihr euer Gesuch veröffentlichen könnt. Sinnvoll ist es in jedem Fall, eine eigene Website mit Beispielarbeiten in der Rückhand zu haben oder ein Portfolio in einer Model- und Fotografen-Community. Und damit wären wir beim nächsten Punkt.
Sedcards pflegen
Sucht ihr bei Google nach Modelcommunities, wird euch ein riesiger Batzen an Ergebnissen ausgespuckt. Soviel gleich vorweg: Bei den meisten braucht ihr euch gar nicht erst anmelden. Ich fing beispielsweise mit 14model.de und Modelchance an. Darüber kam kaum etwas zustande. Die Auswahl ist auch eher mau und die Seiten an sich nicht besonders schön und übersichtlich.
Generell ist es schön und ratsam, wenn es eine Suchfunktion gibt und ihr diese nutzt, bevor ihr euch im entsprechenden Portal anmeldet. Entsprechen nur drei, vier Leute euren Suchkriterien, lohnt sich eine Registrierung nicht. Dann geht lieber gleich zum größten Modelpool für Amateure und Semi-Professionelle – zur Model-Kartei. Ich muss zugeben, dass ich dort anfangs von den riesigen Menüs und der Struktur der Website etwas erschlagen wurde. Nach kurzer Zeit der Eingewöhnung ist die Bedienung aber kein Problem mehr.
Bei der Model-Kartei, Modelôme, Stylished & Co. habt ihr zwei Möglichkeiten, an Models zu kommen:
- Schreibt eine Anzeige
Ihr könnt in das Forum eine Anzeige mit Start- und Enddatum, Zielgruppe und kurzem Text posten. Gebt dabei immer an, welchen Modeltyp ihr sucht, für was die Fotos verwendet werden sollen, wo das Shooting stattfindet, und ob irgendwelche Kosten entstehen. Damit klärt ihr die häufigsten Fragen bereits im Voraus. Interessenten melden sich dann von selbst bei euch. - Schreibt die Models direkt an
Das ist die effektivste Methode – egal wo ihr euch befindet. Der direkte Kontakt führt schnell zu einer Shootingvereinbarung oder -absage. Ich schreibe immer ganz höflich und locker, dass ich Lust auf ein Shooting mit dem jeweiligen Model hätte und welche Idee ich im Kopf habe. In drei, vier Nachrichten sollte alles geklärt sein. Besser noch vereinbart man einen Termin für ein persönliches Vorgespräch. So kann man sich schon mal vor der Arbeit beschnuppern und entscheiden, ob man vielleicht doch lieber absagt.
Man sagt zwar, Faker gibt es überall, allerdings sind mir da bis jetzt zum Glück noch keine schlimmen Fälle untergekommen. In Zeiten von Photoshop erlebt man aber natürlich immer mal wieder eine Überraschung. Models, die mit ihren Maßen schummeln, sind ärgerlich und sollten darauf hingewiesen werden. Eine Melden-Funktion steht euch bei der Model-Kartei z.B. auch zur Verfügung.
Der Nachteil an den großen „Modelportalen“ ist, dass man recht schnell an die Grenzen stößt. Zum Üben gibt es immer willige Kandidaten. Wer jedoch eine professionelle Fashionkampagne shooten muss, wird unter den Damen und Herren aus Modelverzeichnissen sicher nicht fündig. Es sind eben Hobby-Netzwerk-Webseiten, auch wenn einige versucht haben, sehr professionell ihren Userstamm, besipielsweise durch Votings, aufzubauen.
Ich möchte jedoch hervorheben, dass sich mitunter von Zeit zu Zeit echte „Perlen“ finden lassen. Reinschauen lohnt sich also. Die Standard-Mitgliedschaft ist kostenlos.
Noch ein Tipp: Wer viel umherreist, sollte auch mal einen Blick zu ModelMayhem riskieren. Dies ist eine internationale Seite und bezeichnet sich selbst als „#1 portfolio website for professional models and photographers“. Die deutschen User sind dort größtenteils aber leider inaktiv.
Social Media & andere Communities
Zu einer der größten Such- und Anlaufstellen hat sich Facebook entwickelt. Es gibt dort Gruppen, zu denen Hobby- und Profimodels sowie Fotografen, Visagisten und Stylisten hinzugefügt werden und sich untereinander austauschen. Man legt Fanseiten an, bewirbt diese an jeder erdenklichen Stelle und bittet seine Folgschaft um Bewerbungen.
In den Freundeslisten der Kollegen und Bekannten wird nach potentiellen Models gescannt. Man wird weiterempfohlen. Man schreibt Leute an, deren Namen man irgendwo aufgeschnappt hat. Jeder ist bei Facebook und jeder kann mitmachen. Ich muss gestehen, dass ich dadurch schon einige sehr interessante Kontakte knüpfen konnte und sich tolle Zusammenarbeiten ergeben haben.
Von Osman Balkan habe ich letztens indirekt den Tipp aufgeschnappt, bei Lookbook nach Models zu stöbern. Hier findet ihr viele stylishe Typen, die sich sowieso gern fotografieren lassen. Ich bin dort allerdings bisher nicht aktiv gewesen und kann den Link daher erstmal nur so in den Raum werfen. Sicher gibt es auch noch weitere, ähnliche Netzwerk-Seiten.
Zusammenarbeit mit Model-Agenturen
Zu guter Letzt gibt es die unzähligen Agenturen auf der Welt, mit denen ihr zusammenarbeiten könnt und solltet. Sie nehmen euch die Castingarbeit ab und leiten euch eine Vorauswahl von passenden Models weiter, wenn ihr ein bestimmtes Projekt geplant habt. Bei Shootings für’s Book stellen euch Modelagenturen mitunter auch mal kostenlos ihre Schützlinge zur Verfügung. Hier sollte genau geklärt werden, was, wen und wofür ihr fotografieren möchtet und die Arbeit mit der Agentur abstimmen. Ein Vertrag ist immer sinnvoll.
Ich hoffe, ich konnte euch für die Anfänge in der Personen-, Fashion und/oder Portraitfotografie ein paar Hinweise mit auf den Weg geben. Ich freue mich natürlich, wenn ihr mir eure Erfahrungen oder auch gern Fragen in den Kommentaren dalasst!
Sehr toller Artikel, mit guten Tipps und der es auf den Punkt bringt!
Gefällt mir wirklich sehr gut!
Ich werde ihn mal weiterempfehlen 🙂
Danke für deine Mühe!
LG,
Anni